Chronischer Stress – Stress-Medizin
Auf einen Blick:
- Akuter Stress ist normal, denn er sichert unser Überleben in Gefahrensituationen.
- Chronischer Stress ist für unseren Körper ein andauernder Notzustand, der uns erschöpft und krank macht.
- Welche Folgen akuter Stress für unseren Körper hat, hängt vom sonstigen Stresslevel ab.
- Wir legen Ihr subjektives Stressempfinden mit einer objektiven Diagnose übereinander.
Ist es normal, dass ich Stress habe?
Warum wir gestresst sind und wann Stress zur Belastung wird.
Akuter Stress
Jeder Mensch hat Stress. Das ist ganz normal und ein Urinstinkt jedes Lebewesens. Nur wenn wir Stress haben, können wir Gefahrensituationen erkennen und schnell reagieren. Er schärft unsere Sinne, erhöht unsere Herzfrequenz (um notwendige Organe besser zu durchbluten), unterbricht unsere Verdauung und die Produktion der Sexualhormone. Das nennen wir die Flight-or-Flight-Reaktion (Kampf-oder-Flucht-Reaktion). Das kann ein wildes Tier sein, das unsere Vorfahren angriff, oder ein herannahendes Auto, dem wir ausweichen müssen. Unter Stress mobilisiert der Körper durch das Adrenalin und Noradrenalin in kurzer Zeit ungeahnte Energie und kann so den Alltagsgefahren begegnen, die für uns (lebens)bedrohlich sind. Auch eine OP oder kurzfristige körperliche Herausforderung fällt darunter. Dass unser Organismus diese großartige Fähigkeit besitzt, ist ganz gut und richtig so. Das ist der akute Stress. Er ist kurzfristig und eben schnell wieder vorbei. Danach erholt sich der Organismus.
Chronischer Stress
Erholen wir uns aber nicht und halten unseren Körper andauernd im Stresszustand, weil viele kleinere Auslöser (Stressoren) wie z.B. Konflikte und Sorgen, Schlafmangel oder eine chronische Erkrankung das verhindern, führt das zu chronischem Stress. Bei chronischem Stress gibt es keine klare, unmittelbare Bedrohung. Der Körper setzt sich anhaltend mit etwas auseinander. Das können Schadstoffe sein oder Schmerzen, die nicht verschwinden. Chronischer Stress ist langfristig und hält den Körper permanent unter Belastung, „unter Strom“ sozusagen.
Chronischer Stress macht uns krank.
Befindet sich unser Körper im ständigen, also chronischen Stresszustand, dann ist er permanent im Überlebensmodus. Mit den dazugehörigen Folgen: um die Energie zu mobilisieren, die er für die unmittelbare Gefahr braucht, fährt er die Blutversorgung der Organe herunter, die nicht zur Flucht nötig sind, herunter, z.B. der Verdauungstrakt. Gestresste Menschen leiden deshalb oft unter Verdauungsproblemen (weil die Blutgefäße verengt werden), dem damit verbundenen Bluthochdruck und der höheren Herzfrequenz (Herzrasen). Auch Sexualhormone werden nicht mehr produziert. Es werden laufend energieaufwändig Stresshormone gebildet und abgerufen, was ATP (Adenosintriphosphat) verbraucht. Diese Energie fehlt dem Körper für normale Körperaktivitäten, also folgt die Erschöpfung.
Angstzustände, Depressionen, Rastlosigkeit, Schlafmangel verstärken die Schwierigkeiten, sich zu erholen. Chronisch gestresste Menschen haben ständig das Gefühl „auf der Flucht“ zu sein. Es entsteht eine Abwärtsspirale, die uns nur noch weiter krank macht. Um diesem chronischen Stress entgegenzuwirken, braucht es die Stress-Medizin.
Was ist die Aufgabe der Stress-Medizin?
Über unser subjektives Stressempfinden und die körperliche Realität
Stress ist individuell. Aber nicht ganz so, wie Sie glauben.
Vielleicht haben Sie schon an sich und ihrem Umfeld gemerkt, dass jeder Mensch anders mit Stress umgeht und manche diesen scheinbar besser bewältigen können als andere. Das liegt jedoch nicht an der Stressreaktion selbst. Diese ist nämlich bei allen Menschen gleich, weil die Mechanismen dieselben sind. Weniger gestresste Menschen können sich zwischen Stressphasen aber gut erholen und somit ihre ATP-Reserven (Adenosintriphosphat) wieder auffüllen. ATP ist nämlich die Energiequelle des Körpers, die bei emotionaler und körperlicher Belastung freigesetzt wird, um in Fight-or-Flight-Situationen schnell reagieren zu können. Diese wichtigen Reserven sind unter Dauerbelastung aber schnell aufgebraucht und können sich nicht schnell genug regenerieren. Stress kumuliert sich. Solche Menschen brechen selbst bei kleinen Belastungen emotional und körperlich zusammen. Die Folgen von (akutem) Stress für unseren Körper sind also unterschiedlich, je nachdem, welches Stresslevel man bereits hat.
So handelt die Stress-Medizin:
Wir machen uns ein Bild über Ihr subjektives Stressempfinden im Alltag in Form der ausführlichen Anamnese, in der auch besondere Ereignisse in Ihrem Leben oder Ihr Gefühl von Erschöpfung abgefragt werden. Es folgen verschiedene Laboruntersuchungen, um die Stresshormone, die in der Nebenniere gebildet werden, zu bestimmen. Damit können wir feststellen, ob sie korrekt arbeitet. Auch ein Cortisol-Tagesprofil (im Urin) wird eingesetzt, um Ihren Tagesrhythmus zu analysieren und ob Sie sich ausreichend erholen können, denn eine optimale Ausschüttung von Cortisol über den Tag verteilt ist für unseren Hormonhaushalt, den Stoffwechsel, den Blutzuckerspiegel, die Immunfunktion und den Schlaf-Wach-Zyklus äußerst wichtig. Hier wird schnell und objektiv festgestellt, ob und wie stark sich der Körper in einem Stresszustand befindet und wie lange dieser anhält. Eine HRV-Messung (Herzraten-Variabilität) zeichnet die Herzrate über drei Tage und drei Nächte auf und visualisiert Ihre Wach- und Schlafphasen und somit auch, ob Sie sich nachts in einem „Stress-Schlaf“ befinden, also ob sich Ihr Körper ausreichend erholen kann.
Die Stresshormone werden durch ein Enzym entgiftet, welches auch in ausreichender Menge vorhanden sein muss. Ob dieses auch gut gebildet werden kann, wird durch unsere Gen-Analysen geklärt. Sie sehen also: alles hängt zusammen!
Wir legen durch diese Objektivierung also die Messung Ihrer tatsächlichen Körperaktivitäten und Ihr subjektives Stressempfinden übereinander und konfrontieren Sie damit. Das führt oft zur so wichtigen Selbsterkenntnis und hilft dabei, sich neu zu kalibrieren und Dinge in seinem Leben zu ändern. Wir unterstützen Sie dabei.
Unsere Sprechstunde können wir privatversicherten sowie als Selbstzahler gesetzlich versicherten Patienten anbieten. Termine in unserer Präventivmedizin buchen Sie selbst ganz einfach über unseren Online-Kalender hier:
Symptome & Maßnahmen
Welche Symptome haben Sie und was sind mögliche Maßnahmen?
Im Bereich chronischer Stress
Symptome
- Müdigkeit
- Schlafstörungen
- Übergewicht oder Gewichtszunahme
- depressive Verstimmungen
- Konzentrationsstörungen
- Infektanfälligkeit
- Verdauungsstörungen
Maßnahmen
- Ermittlung der Nebennierenfunktion (Hormone und Neurotransmitter)
- Ermittlung des Immunstatus
- Messung der Herzraten-Variabilität (HRV-Messung) zur Feststellung der Regenerationsfähigkeit über den Tag hinweg und besonders über Nacht. So kann man einen „Stress-Schlaf“ sicher identifizieren.
- Hinterfragen des eigenen Lebensstils im (beruflichen) Alltag, Erarbeiten von Strategien zur Stressverarbeitung, Schaffen von Regenerationsmöglichkeiten